Der JEF United Chiba ist nach 17 Jahren endlich in die J1 zurückgekehrt. Im Meiji Yasuda J1 Aufstiegs-Play-off 2025, Finale, einem Entscheidungsspiel gegen Tokushima Vortis im Fukuda Denshi Arena, hätte JEF bereits ein Unentschieden für den Aufstieg gereicht. Stattdessen entschied sich die Mannschaft, den Weg nach oben mit einem Sieg zu besiegeln, und gewann mit 1:0 dank eines Kopfballtreffers von Carlinhos Júnior in der 69. Minute.
Seit dem Abstieg in die J2 im Jahr 2009 hat der Klub viele Rückschläge erlebt, vor allem in Aufstiegs-Play-offs. Dieses Mal gelang der Durchbruch auf maximal dramatische Weise: ein 4:3 nach 0:3-Rückstand im Halbfinale gegen RB Omiya und anschließend ein Sieg ohne Gegentor im Finale. Der lange ersehnte Sprung zurück in die höchste Spielklasse ist geschafft.
Spieldaten: Finale des Meiji Yasuda J1 Aufstiegs-Play-offs 2025
Meiji Yasuda J1 Promotion Play-off 2025 – Finale
Samstag, 13. Dezember 2025, Anstoß 13:08 Uhr – Fukuda Denshi Arena
HEIM
JEF United Chiba
Chiba
1
1:0
HZ 0:0 / 2. HZ 1:0
AUSWÄRTS
Tokushima Vortis
Tokushima
0
Torschützen
- 69. Minute: Carlinhos Júnior (Chiba)
Wichtige Statistiken
- Torschüsse: Chiba 11 – 16 Tokushima
- Ecken: Chiba 1 – 4 Tokushima
- Freistöße: Chiba 12 – 8 Tokushima
*Alle Zahlen basieren auf dem offiziellen Spielbericht und den Statistikdaten der J.League.
Erste Halbzeit: Chibas Ballbesitz gegen Tokushimas Abwehrbollwerk
Chiba ging als Dritter der J2 in das Finale, Tokushima als Vierter. Obwohl ein Remis genügt hätte, machte Trainer Yoshiyuki Kobayashi deutlich, dass er den Aufstieg „mit einem Sieg“ klarmachen wollte. Von Beginn an übernahm JEF die Spielkontrolle, griff über die rechte Seite mit Naohiro Sugiyama an und nutzte Taishi Taguchi als zentrale Figur im Mittelfeld.
Tokushima zeigte jedoch, warum die Mannschaft in dieser Saison zu den defensiv stärksten Teams der J2 gehörte. Im letzten Drittel war immer wieder ein Verteidiger zur Stelle, um Schüsse und Flanken zu blocken. Chiba erspielte sich mehrere gute Chancen – unter anderem eine Großchance für Carlinhos Júnior in der 6. Minute –, brachte den Ball aber nicht im Tor unter. Auf der Gegenseite nutzte Tokushima die individuelle Klasse von Anderson und der Offensivreihe, um nach Kontern gefährlich zu werden.
In der 35. Minute sah Verteidiger Kohei Yamakoshi – früher selbst im JEF-Trikot, inzwischen bei Tokushima – die Gelbe Karte, als die Zweikämpfe härter wurden. Beide Teams kamen zu Möglichkeiten, doch zur Pause stand es 0:0, und im Stadion mischten sich Hoffnung auf „nur noch ein Tor“ mit der Anspannung, sich „keinen Gegentreffer leisten zu dürfen“.
Zweite Halbzeit: Tokushimas Druck, die Latte und der entscheidende Kopfball
Nach dem Seitenwechsel erhöhte Tokushima – zum Sieg verdammt, um aufzusteigen – das Tempo. Die Gäste gewannen viele zweite Bälle, drückten Chiba tief nach hinten und prüften den Gegner mit Distanzschüssen und Standards. Ein Schuss von Anderson, der an die Latte krachte, war einer der Schlüsselmomente der Partie.
Die Wende leitete ein Wechsel in der 66. Minute ein. Kobayashi brachte den 17-jährigen Mittelfeldspieler Makoto Himeno für Sugiyama. Himeno, der bereits im Halbfinale gegen RB Omiya beim 0:3-zu-4:3 als „Gamechanger“ geglänzt hatte, brachte auch diesmal mit seinen Dribblings und seinem hohen Arbeitspensum neuen Schwung ins Spiel.
In der 69. Minute fiel dann das Tor des Tages. Auf der rechten Seite nahm Issei Takahashi den Ball mit wenigen Kontakten mit und flankte leicht gelupft in den Strafraum. Carlinhos Júnior startete perfekt am ersten Pfosten und wuchtete den Ball per Kopf in die rechte Ecke. Unhaltbar für den Torhüter – ein Treffer, der wie ein „Goldtor“ wirkte und 17 Jahre angesammelte Enttäuschung in Jubel verwandelte.
Nach der Führung warf Tokushima alles nach vorne. Die Gäste nutzten alle Wechselmöglichkeiten, setzten auf hohe Bälle und drückten Chiba an den eigenen Strafraum. Doch Innenverteidiger Daisuke Suzuki und die gesamte Abwehrreihe stellten sich kompromisslos in jeden Schuss und klärten Hereingaben. Himeno sah in der 89. Minute Gelb, doch JEF behielt die Übersicht, managte die verbleibende Zeit und überstand die Nachspielzeit, bis der Schlusspfiff den Aufstieg besiegelte.
Statistiken und der eine Moment, der den Unterschied machte
Mit 16:11 Torschüssen spricht die reine Statistik leicht für Tokushima. Entscheidend war jedoch, dass Chiba nie in Rückstand geriet und auch in kritischen Phasen die Nerven behielt. Die Szene, in der Tokushima nur die Latte trifft und JEF kurz darauf den Siegtreffer erzielt, steht sinnbildlich für den Verlauf des Spiels.
Obwohl ein Unentschieden genügt hätte, verteidigte Chiba nicht nur passiv ein 0:0, sondern hielt am Plan fest, die Partie aktiv zu gewinnen. So entstand ein 1:0-Sieg mit besonderem Wert, der sich angesichts der langen Leidenszeit des Klubs mehr als verdient anfühlt.
Trainer Kobayashi: „In schwierigen Phasen – bleibt die Liebe zum Klub?“
Im Interview nach dem Spiel zeigte Trainer Yoshiyuki Kobayashi ein Lächeln zwischen Erleichterung und Müdigkeit: „Ich bin unglaublich glücklich – und unglaublich müde“, sagte er und sprach über die Last der vergangenen 17 Jahre. Zugleich warnte er, dass die J1 „kein einfaches Pflaster“ sei: „Auch in der nächsten Saison wird es schwierige Phasen geben. Entscheidend ist, ob die Menschen den Klub auch dann lieben und unterstützen.“ Seine Worte, die Fans ermutigten, auch in schweren Zeiten zum Verein zu stehen, wurden mit großem Applaus aufgenommen.
Indem Kobayashi betonte, dass der Aufstieg nicht „das Ziel“, sondern „der Startpunkt“ sei, brachte er die Entschlossenheit von JEF United auf den Punkt, sich in der J1 zu behaupten.
Stimmen der Helden: Suzuki, Carlinhos Júnior und Himeno
Kapitän Daisuke Suzuki kämpfte im Interview mit den Tränen. Er dankte den zahlreichen Ex-Spielern, Mitarbeitern und Fans, die den Klub durch die Jahre in der J2 getragen haben, und erklärte, dass die Mannschaft bewusst mit der Haltung ins Spiel gegangen sei, „nicht auf ein Unentschieden zu spielen, sondern den Aufstieg mit einem Sieg zu sichern“.
Carlinhos Júnior, der Torschütze des Abends, hatte immer wieder betont, er sei nach Japan gekommen, „um JEF an den Platz zurückzubringen, an den der Klub gehört“. In der Schlussphase der Saison und in den Play-offs entwickelte er sich zum wichtigsten Torschützen und lieferte auch im Finale. Nach dem Spiel stellte er jedoch weniger seine eigene Leistung, sondern vielmehr seine Dankbarkeit gegenüber Mitspielern, Staff und Fans in den Vordergrund.
Und dann ist da noch Makoto Himeno, der 17-jährige Mittelfeldspieler, der sowohl im Halbfinale als auch im Finale das Momentum drehte. Er gehört zu jener Generation, die im Jahr des berühmten „Fukuari-Wunders“ – der großen Aufholjagd gegen RB Omiya – geboren wurde, und ist inzwischen zu einem Symbol eines neuen JEF geworden. „Schon allein hier auf dem Platz stehen zu dürfen, macht mich glücklich. Ich möchte noch mehr spielen und den Leuten wieder ein ‚starkes JEF‘ zeigen“, sagte er mit Blick auf die kommende Saison.
Vom 0:3-Wunder zum J1-Comeback – ein neues Kapitel für JEF
Das Halbfinale gegen RB Omiya, in dem Chiba aus einem scheinbar hoffnungslosen 0:3 noch ein 4:3 machte, veränderte die Stimmung im Fukuda Denshi Arena komplett. Dass mit Himeno und Carlinhos Júnior dieselben Protagonisten nun auch im Finale im Mittelpunkt standen, deutet darauf hin, dass eine neue Generation von „Hauptdarstellern“ bereit ist, die Geschichte des Klubs weiterzuschreiben.
Nach vielen Jahren in der J2 und zahlreichen Play-off-Enttäuschungen steht JEF United Chiba endlich wieder auf der Bühne der J1. Die Mentalität, die die Mannschaft in diesen beiden Spielen gezeigt hat – eine historische Aufholjagd und ein Sieg zu Null im Endspiel – wird ein wichtiger Baustein für den Kampf in der höchsten Spielklasse 2026 sein.
Tokushimas Qualität und der Schmerz, knapp am Aufstieg vorbeizuschrammen
Auch die unterlegenen Tokushima Vortis zeigten eine starke Leistung. Sie gaben mehr Torschüsse ab, dominierten Phasen der zweiten Halbzeit und präsentierten jene organisierte Defensive und schnellen Umschaltmomente, die sie schon in der Liga ausgezeichnet hatten. Wäre der Lattentreffer im Netz gelandet, hätte das Spiel womöglich einen ganz anderen Verlauf genommen.
Trainer Masuda sprach nach dem Spiel selbstkritisch über seine Entscheidungen, lobte aber zugleich den Einsatz seiner Spieler. Die Enttäuschung, den Aufstieg so knapp zu verpassen, ist groß, doch die defensive Stabilität und der klare Spielplan, den Tokushima über die gesamte Saison gezeigt hat, werden auch künftig wertvolle Stärken sein.
Was JEF in der J1 zeigen muss – Identität und Entwicklungspotenzial
In der kommenden Saison werden Chiba und Kashiwa gemeinsam in der J1 spielen – das „erste Jahr des Chiba-Derbys“ in der höchsten Liga. Für JEF wird eine zentrale Frage sein, wie gut das Team mit dem höheren Tempo und der physischen Intensität der J1 zurechtkommt. Die aggressive Defensive und die mutigen Umschaltaktionen, die Chiba in den Play-offs zeigte, lassen darauf schließen, dass die Mannschaft durchaus mit vielen Topteams mithalten kann.
Gleichzeitig bestehen in Bereichen wie Spielkontrolle über 90 Minuten und Effizienz in engen Partien noch deutliche Entwicklungsmöglichkeiten. Je nachdem, wie die Winter-Transfers ausfallen und wie stark sich die jungen Spieler weiterentwickeln, könnte JEF sich in der kommenden Saison nicht nur auf den Kampf um den Klassenerhalt, sondern sogar auf einen Angriff auf die obere Tabellenhälfte einstellen.
Nach 17 Jahren ist JEF United Ichihara Chiba zurück im Rampenlicht der J1 – mit all den Freuden und Enttäuschungen, die sich in Fukuari angesammelt haben. Welche Geschichte wird der Klub nun schreiben? Die Antwort beginnt in der J1-Saison 2026.
